Intergalaktische Gasnebel

Ein Mann mit zwei Fächern, sie um sich drehend in schnellem Rhythmus der elektronischen Musik von Wolfram DER Spyra. Nach der Bedeutung tastend, eröffnen sich kulturhistorische Welten.

Handgeräte aus leichtem und federndem Material waren bereits im Altertum in Ägypten, Persien und Babylonien bekannt. Verwendet auch zum Zeichen der Herrscherwürde und nicht nur, um sich Kühlung zu verschaffen. Auch Griechen und Römer nutzten Wedel in dieser Form.

In der christlichen Liturgie sollten Fächer aus Leder, Seide, Federn oder Pergament zu beiden Seiten des Altars in langsamen Bewegungen lästige Tierchen von Brot, Wein und vom Priester fernhalten. Bis in das 14. Jahrhundert hinein fand diese Anweisung aus den „Apostolic Constitutions“ (4. Jahrhundert, VIII, 12) ihre Anwendung. In der östlichen Kirche findet diese Regel bis heute Anwendung.

Fächer sind auch ein Bestandteil des traditionellen japanischen Tanzes. Kabuki, No oder religiöse Tänze – der Fächer findet seine stärkste Ausdruckskraft in den Händen der darstellenden Künstler. Als Verlängerung der Arme, um Empfindungen drastisch Ausdruck zu verleihen oder als Maske das Gesicht verbergend.

Als modisches Accessoir hielt der Fächer seinen Einzug in Westeuropa im 16. Jahrhundert. Aus Japan kommend über spanische Handelswege fand er schließlich seinen Weg bis zum französischen Hof Ludwig XIV. Hier Luxusgegenstand in seiner höchsten Form. Bekanntermaßen tanzte der Sonnenkönig leidenschaftlich gerne. So wurde der Fächer auch hier zum Ausdruck von Gefühlen verwendet. Künstlerisch ausgestaltet vor allem im Rokoko mit Landschaftsmalerei und auf hochwertigen Materialien. Der Fächer ist ein Ausdruckmittel in Form, Farbe und dem jeweiligen Träger und seiner ganz eigenen Körpersprache.

Die Darstellung des Künstlers Udo P. Leis im Planetarium zu Bochum zitiert historische und ästhetische Aspekekt. Ein Wirbel, ein Nebel der Eindrücke, umschließt die Person hinter den Fächern. Der Tänzer ist fast nicht zu erkennen. Farbregen und musikalische Sprünge verwinden sich in einer Spirale. Priester, Tänzer, Herrscher über Farben und Formen in einen Klangteppich getaucht verschlingen sich Geschichte und Jetztzeit ineinander.

Unterschiedlich große Fächer in den verschiedensten Farben und Materialien verwirbeln mit den Strömungen der elektronischen Musik. Klangteppiche und Bewegungen des Tanzes verweben sich miteinander zu einem Ganzen, einer Symbiose. Zwei Künstler, die den Spagat wagen, und bewältigen, Kunst- und Kulturgeschichte mit der Gegenwart zu verbinden. In Ton, Bild und Bewegung.

Susanne Mangold